Bei youthReport gibt es einen lesenswerten Tagebucheintrag Oh du schönes Tschechisch!. Darin berichtet Christoph unter anderem von seinen Spracherfolgen, von Germanismen im Tschechischen und der tschechischen Sprachgeschichte.
[..] Aber wenn ich einmal ein Wort nicht kenne, versuche ich zuerst, es zu umschreiben – halt einfach mit “ta věc = dieses Ding, diese Sache” – und wenn es mir überhaupt nicht gelingt, kann ich es als Ultima Ratio auch auf Deutsch oder Englisch sagen und nachfragen, wie das auf Tschechisch heißt. Ich glaube, dass eigentlich fast jeder hier ein bisschen Deutsch kann und teilweise auch auf kaum glaublich hohem Niveau. Die deutsche Sprache hat eine große Tradition in Tschechien, was zum einen [komplett lesen]
Ein kleiner Tippfehler unterlief ihm beim Čapek-Wort robot, aber lest mal selbst.
Das beste kommt zum Schluss. Statt dem umständlichen zu Abend essen schlägt er das tschechische Wort večeřet zu wetschern bzw. zu vetschern einzudeutschen. Christoph tendiert aus klanglichen Gründen zu vetschern. Das Wort wetschern mit w geht allerdings besser über die Lippen, was meint ihr?
Interessanter Link, mir gehts in Tschechien genau so. Beim ersten Mal dort hab ich wirklich, aber auch wirklich gar nichts verstanden und inzwischen versteh ich tschechisch doch ziemlich gut.
Nur mit dem sprechen haperts nach wie vor. Und auch hier eine Parallele: mich loben auch alle Tschechen wie gut ich diese Sprache spreche. Aber ich denke viele Tschechen sind einfach überrascht und teilweise sogar stolz darauf, dass ein Deutscher techechisch lernt und loben dann obwohl man nur radebrecht;-)
Das mit dem wetschern könnten wir aber dann auch mit dem genau so umständlichen “zu Mittag essen” machen: das tun wir dann einfach als objädwaten eindeutschen;-)
P.S.: Das mit dem robot ist mir gar nicht aufgefallen, aber muss es nicht “ty hajzle” statt “ty hajzl” heißen?
Ja, analog müsste man auch “zu Mittag essen” eindeutschen 😉
Stimmt, der Vokativ von hajzl heißt hajzle, demnach “ty hajzle”.
Der Vokativ ist und bleibt einfach mein tschechischer Lieblingsfall;-)
Wenn mich jemand Markusi ruft denke ich immer an meine Oma als ich noch ein kleines Kind war. Die hat auch immer Markusi zu mir gesagt – und dabei war meine Oma doch gar keine Tschechin….
vetschern sieht eleganter aus als wetschern (ich bin im moment gerade beim snidanieren)
das eigentliche problem ist das ‘tsch” , oder ueberhaupt das “sch”, vielleicht sollte bei der naechsten reform der rechčreibung generell die buchstaben š und č eingefuehrt werden – man koennte viele tonnen druckeršwaerze einsparen
Für das Wort “snidanieren” habe ich aber ein paar Sekunden gebraucht, Du 😉
Jawoll, die Youthreporter-Redaktion hat die zwei Fehler berichtigt! =)
Apropos Gesicht/Visage: Darüber hat Peter im linguatools-Blog auch eine kurze Anekdote geschrieben.
Die deutsche Sprache bietet zahlreiche Möglichkeiten, um neue Worte zu schöpfen – da benötigen wir mit Sicherheit kein weiteres Fremdwort.
Angelehnt an Frühstück -> frühstücken könnte man “abendbroten” oder “spätstücken”.
Ein bekannter tschechischer Film (“Adéla ještě nevečeřela”) wurde in Ostdeutschland unter dem Titel “Adele hat noch nicht genachtmahlt” aufgeführt, was eine weitere Möglichkeit wäre, das “zu Abend essen” zu umgehen, und zwar sehr gewählt, wie ich finde.