Auf der 59. Berlinale werden drei tschechischsprachige Filme aus der Tschechischen Republik und der Tschechoslowakei gezeigt.
Možnosti dialogu – Möglichkeiten des Dialogs, Kuzfilm 1982
Drei Dialoge finden nicht statt. Figuren begegnen sich, aber unternehmen nichts, um miteinander ins Gespräch zu kommen – vielmehr fallen sie wortlos übereinander her. Lediglich wenn zwei Liebende sich umschlingen, gibt es ein kurzes harmonisches Intermezzo. Ansonsten entwirft Švankmajer in diesem Triptychon ein äußerst pessimistisches Bild von den Möglichkeiten der Kommunikation; dafür entfesselt er eine im Animationsfilm wohl beispiellose Materialschlacht.
Panelstory aneb Jak se rodí sídliště – Geschichte der Wände oder Wie eine Siedlung entsteht, Film 1979/1981
Am Rande von Prag entsteht eine Neubausiedlung. Noch sind die Bauarbeiten nicht abgeschlossen, doch die Wohnungen werden bereits bezogen. Zwischen Betonblöcken, dröhnenden Baumaschinen und Schlammgruben verzweigen sich provisorische Bretterwege. Auf ihnen balancieren die Bewohner, wenn sie ihren Besorgungen nachgehen. Und mehr schlecht als recht beginnt sich der Alltag im Provisorium einzurichten. Mitten im Chaos versucht sich ein Taxifahrer zu orientieren – doch niemand kennt die von ihm gesuchte Straße. Im Fond des Taxis sitzt Großvater Honda, der im neuen Viertel seine Kinder und Enkelkinder besuchen will. Der alte Mann kommt vom Dorf, was ihm hier begegnet, kann er nur schwer einordnen. Immer wieder werden seine Wege von einem kleinen Jungen gekreuzt. Pepík scheint sich in dem Durcheinander ausgesprochen wohl zu fühlen. Mehr noch, mit Vorliebe greift er in ohnehin schon schwierige Situationen ein und macht sie noch komplizierter. Pepík und Opa Honda sind die gegensätzlichen Fixpunkte in einem Gewirr zwischenmenschlicher Verquickungen, die sich vor dem Hintergrund der halbfertigen Großbaustelle entfalten.
Kdopak by se vlka bál – Wer fürchtet sich vor dem Wolf, Film 2008
Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Terezka und liebte die Geschichte von Rotkäppchen und dem bösen Wolf. Jeden Abend musste die Mutter ihr das Märchen vorlesen und dann träumte Terezka, wie sie mit einem rot leuchtenden Hut durch den grasgrünen Wald läuft. So lebte sie zufrieden mit ihren Eltern, ging mit ihrem Freund Šimon in den Kindergarten und war glücklich … Aber wie so oft im Märchen entwickeln sich im wahren Leben die Dinge manchmal ganz anders als erwartet. Papa sagt immer, Mama kommt von der Venus und wahrscheinlich ist sie in Wirklichkeit eine Außerirdische, die ihre Energie von der Sonne tankt, denn sie verhält sich wirklich verdächtig. Mama vergisst Schulausflüge, streitet mit Papa und macht mit dem blöden Patrik zusammen Musik. Das Einzige, was Terezka sicher weiß, ist: Hier läuft etwas schief. Auf ihre Fragen bekommt sie von den Erwachsenen auch nur unverständliche Antworten. Ihr Freund ist der Einzige, der ihr in dieser verfahrenen Situation helfen kann. Doch bevor Terezka und Šimon weitere Nachforschungen anstellen können, werden Mama und Patrik zu ihrem Heimatplaneten zurückgerufen. Terezka weigert sich, mit zwei Aliens in ein Flugzeug zu steigen. In Rotkäppchens Wald gibt es keine Außerirdischen.
Im Rahmen der Berlinale wird außerdem am 10.2. um 19 Uhr in der Botschaft der Tschechischen Republik der Film English Strawberries aus dem Jahr 2008 uraufgeführt.
Der Regisseur Vladimir Drha kehrt mit seinem Film in die Zeit des Endes vom
Prager Frühling zurück. Im heißen Sommer 1968 bereitet sich der Junge Tomas
Sinek auf seine Reise nach England vor, um bei der “Erdbeerernte auszuhelfen”.
Der Abreisetag ist für den 21. August 1968 geplant, doch an dem Tag des
Einmarsches der Besatzungstruppen in die Tschechoslowakei läuft nichts mehr
nach Plan….
Um Anmeldung für den letzgenannten Film wird gebeten unter zuzana@simplycinema.cz.