Ungarisch, Finnisch, Estnisch, Koreanisch, Japanisch, Baskisch und Türkisch (nur um einige Sprachen aufzuzählen) werden als agglutinierende Sprachen bezeichnet, denn die grammatischen Funktionen werden in diesen Sprachen durch eine eindeutige Endung am Wort angezeigt. Dabei können in einer festgelegten Reihenfolge mehrere Endungen aufeinander folgen.
Zunächst ein einfaches Beispiel: Auf Türkisch heißt wohnen oturmak. Ich wohne heißt oturuyorum (Infinitivendung -omak entfernen und das Morphem -uyorum für die erste Person Singualar anhängen.). Habe ich das richtig wiedergegeben? Ich rate nämlich nur. Affedersiniz falls ich Unsinn erzähle.
Anke Engelke bringt die Agglutination ihren Schülern super bei:
Durch die erwähnte Agglutination kann ein langes Wort entstehen, das von der Bedeutung her in den flektierenden Sprachen sonst als ein Satz mit mehreren Wörtern wiedergegeben wird. Ein solches Wort bezeichnet man daher auch als Satzwort.
Ein recht langes Satzwort, das in der Türkei im Grammatikunterricht eingesetzt wird, ist
Çekoslovakyalilastiramadiklarimizdansiniz
Dieses lange Wort soll heißen: Sie sind einer derjenigen, den wir außerstande waren in einen Tschechoslowaken zu verwandeln.
Das Wort Çekoslovakya wird als Grammatikbeispiel vermutlich wegen seiner Länge gewählt. Für mich war dieses Wort ein Anlass, darüber überhaupt in meinem Blog zu schreiben.
Hier noch mal das Satzwort mit seinen Morphemgrenzen: çekoslovakya-li-las-tir-ama-dik-lar-imiz-dan-siniz
Ich erkenne leider die Bedeutung nur von ein paar Morphemen dieses Satzwortes; die restlichen bleiben für mich ein Rätsel:
-li → Wortbildungssuffix – Herkunft
-lar → Plural
-imiz → Erste Person Plural – possesiv
-siniz → Zweite Person Plural → Sie
-dik → dikmek
vielleicht hilft das ja weiter
las – la: Postposition ‘mit’?
tir – Partikel
ama – Potential. Negative
dik – Partizip in -DIK. Personal
dan – Ablativ
@ecco: Ein Superlink – nach so etwas habe ich gesucht. Danke.
Das Video ist herrlich…